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Alltagsflucht (06.09.2015)

 

Diesen Samstag durfte ich seit langem mal wieder der Jetztwelt entfleuchen und habe mich postwendend in die fernere Vergangenheit projiziert. Genauer gesagt ins Mittelalter.

 

Gut, Spötter werden just in diesem Moment den hochweisen Zeigefinger gen Himmel strecken und mit spitzer Zunge anmerken: „Zumindest das, was Menschen der heutigen Zeit unter einem Leben im Mittelalter verstehen!

Meinethalben ist vieles romantisch verklärt, aber mal ehrlich….wollen wir rein zum Freizeitvergnügen ein bisschen Pestepedemie oder die Brandschatzung von Häuseransammlungen nachspielen? Ich glaube, darauf kann der Großteil der Bevölkerung ohne Magengrummeln bedenkenlos verzichten.

 

Itzo rief hernach Kaiser Otto nach Magdeburg und auch ich folgte erwartungsfroh der bunten Schar. Für mich stellte dieses Fest eine Premiere dar.

Ich wurde auch nicht enttäuscht. Das weitläufige Gelände mit der Einbeziehung des Domes, des Klosters und der Festung Cleve (eigentlich Festung Gebhardt) wusste zu gefallen.

Gehüllt in einen schwarzen, fast bodenlangen Wollumhang schlich ich übers Gelände. Der ebenso schwarze Dreispitz auf dem Haupte erwies mir bei zeitweiligen Schauern gute Dienste….und brachte mir zudem einige Blicke von fasziniert interessiert (ein Besucher war zutiefst begeistert….ihr seht: Rüschen und Gedöns können getrost zu Hause gelassen werden) bis eher scheu ein. Ich Rampensau vor dem Herren…*gnihihi*

Da ich auf Arbeit gefühlt mancherlei Hexenwerk veranstalten muss, damit alles funktioniert, habe ich mir gleich auch noch einen passenden Ablassbrief von Bruder Ignatius (Pontifex Minimus) erworben, der mich für 365 Tage von dieser Sündenlast befreien soll…mein Freibrief quasi für das nächste Jahr. Ein kleiner Plausch war auch noch drin. Das Höllenfeuer kann mich jedenfalls gerade mal kreuzweise. *lange Nase mach*

Die angebotenen Führungen auf dem Gelände nahm ich ebenfalls dankend an und durfte so auch ein paar kleine Nebeninformationen zu Magdeburg aufschnappen, die einem anderweitig nicht gleich als allererstes unter die Nase gerieben werden. Solltet ihr euch auch einmal bei dieser Festivität einfinden: Kann ich nur empfehlen! Gerade der Oberst Dietrich von Falkenberg (er reinkarniert hierfür jedes Jahr) agiert mit viel Herzblut.

Künstlerisch kreativ war auch der „Fürstenball“ auf dem Fürstenwall. Verschiedene wichtige Persönlichkeiten Magdeburgs waren hier anzutreffen…neben Otto von Guericke (der Vakuumkopf glaubt immer noch, dass das Fest ihm gewidmet worden sei…Kaiser Otto war davon nicht ganz so begeistert), Friedrich von der Trenck (der olle Knastbruder), Doktor Eisenbarth (das Elixier gegen Dummheit hat er immer noch nicht fertig ertüftelt), Mechthild von Magdeburg (Mystik und Christentum gehen doch zusammen) und ein paar mehr stand selbstredend auch Kaiser Otto samt Gemahlin am Platze. Ich wollte immer schon den Walter von der Vogelweide persönlich treffen…vielleicht bisschen angestaubt, aber sonst einwandfrei.

 

Viel zu schnell sind die medievalen Stunden in der Endlichkeit zerflossen. Ab morgen hat mich der Alltag wieder fest im Griff….nur eins bleibt hochaktuell gültig: Der Ablassbrief für Zauberei und Hexenwerk.

Gehabt euch wohl, treue Gefolgschaft!