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Gebt mir eine Axt….! Kratzbaum-Session I (27.09.2016)

 

 

Immer wenn ich mich besonders aufregen muss, wandern- wie von der Geisterhand eines unsichtbaren Schallplattenunterhalters in Dauerschleife aufgelegt- folgende Liedzeilen durch meine Hirnwindungen und wabern untermalt vom pulsierenden Rythmus meiner bis fast zum Bersten umfangsvermehrten Halsschlagader durch den frustgeschwängerten Äther meiner Verärgerung:

 

Gebt mir eine Axt und etwas von hohem Wert!

Ich schlag’s kurz und klein.

Das wird mein Herz befreien.

CONTENANCE! CONTENANCE!

Für einen kleinen Moment

bin ich mir so schrecklich fremd.

Nur einen Augenblick,

dann hab‘ ich die Kontrolle zurück“

[Musik/Text: Le Comte Caspar; Coppelius- Hertzmaschine]

 

Ja, die Contenance ist eine feine Erfindung. Sicherlich wurde sie zu Zeiten des Urknalles von einem Jemand erfunden, der von Schnarchnasen, Provokateuren und schnarchend, provozierenden Nasen noch nie nicht niemals belästigt worden ist. Wahrscheinlich war dieser Jemand ganz allein und mit sich selbst soweit im Reinen, dass es keinen Grund gab, sich über irgendetwas aufzuregen. Mal abgesehen von diesem unsäglichen Lärm, der Hitze und den schwefelerfüllten, giftigen Dämpfen ringsum, die dazumal geherrscht haben müssen. UND ganz entscheidend: Damals gab es noch keine Autos. Ergo keine anderen Verkehrsteilnehmer. Ergo: Das Leben muss viel leichter gewesen sein. Vielleicht etwas langweiliger. ABER leichter und ganz bestimmt herzschonender.

Watt regste dich denn jetzt schon widder auf?, könnte man an dieser Stelle eventuell neugierig geworden einwerfen.

Ich war mal wieder auf 180, bei schwankenden 42-46 in der 50er Zone. In einem Einbahnstraßensystem mit genügend Platz und ausreichender Weitsicht hielt man mich sogar bei bis hinab zu 32 an der kurzen Leine.

DAS war los.

UND ICH hatte noch etwas vor. Nämlich arbeiten. Ich war im Dienst.

Es tut mir leid, dass ich nicht viel Verständnis für mittägliche Einkaufsfahrten älterer Herrschaften mit dicken, hypermodernen Hybridautos in ländlich struktuierter Umgebung aufbringen kann.

Meinetwegen ist es gut, wenn es ältere Herrschaften mit dem Tempo nicht so übertreiben. Aber nicht so. Und erst recht nicht, wenn diese vor mir fahren und mein restliches Tagesprogramm noch etwas mehr aufzubieten hat als geruhsam-idyllische Ausfahrten vor blauem Himmel. Über die verschwendeten fünf Minuten könnte man sich vielleicht noch streiten, aber mir geht es da ums Prinzip der Sache, denn wenn man dabei auch noch sehen darf, wie man ständig vom Rückspiegel des Vordermannes aus beobachtet wird (bei einer solchen Geschwindkeit kann man den rückwärtigen Verkehr schließlich ausgiebig beim Echauffieren beobachten…), wo denn bei mir gerade die Quecksilbersäule angelangt ist, dann war es das mit dieser, meiner sogenannten Contenance. Das war augenscheinlich reine Provokation und dergleichen kommt bei mir auf der Beliebtheitsskala gleich nach „Magen-Darm“ und Dankeschön mit Arschtritt.

Was war ich froh, als endlich eine rettende Kreuzung kam und sich unsere Wege glücklicherweise trennten. Ich wäre sonst noch explodiert. Das war ja schon Nötigung, da es keinen erkennbaren Grund für eine logische (und von mir verständnisvoll berücksichtigte) Reduktion der Geschwindigkeit gegeben hatte (reine Tatsache).

In solchen Momenten hätte ich gerne eine Axt, einen Kratzbaum zum Abreagieren oder ein Kuschel-Hineinheul-Box-Kissen, um überschüssig angestaute Energien gerichtet entladen zu können, ohne mein armes Herz unnötig weiter belasten zu müssen, weil ich noch 500 Meter weiter wie ein Rohrspatz vor mich hin schimpfe. (Im Auto hört es ja keiner. Da kann man so etwas schon mal machen.)

 

Herr Bob, schenk mir ganz, ganz viel Gelassenheit, damit es mir wurscht ist, wann ich irgendwo ankomme! Sende mir die große LMA-Pille, damit ich nicht mehr nach einer Bahn oder einem Bus renne, wo doch eh in 10 Minuten wieder eine/r kommen würde. Bitte!

Wenn nicht heute, dann morgen. ABER eigentlich bitte schon gestern!!!

 

 

 


Nach 22 Uhr… (verfasst am 10.8.2014)

[…. ein plötzliches nächtliches Schreibbedürfnis ….]

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Da hält sich ja eh keiner dran… (3.8.2014)

Zunächst eine Frage: Wie ignorant kann man eigentlich sein? Oder anders gefragt: Wie sinnbefreit ist es eigentlich, sich bewusst über eine soeben selbst erlangte Erkenntnis nach besten Wissen und (fehlendem) Gewissen hinwegsetzen zu können? weiterlesen