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Cruel like a child. (verfasst am 30.10.2014)

 

Dass Kinder grausam sein können, ist kein Geheimnis. Dass Kinder immer mehr an Hemmung verlieren, scheint eine fortschreitende Entwicklung zu sein.

 

In einer Stadt in Mitteldeutschland (prinzipiell ist die genaue Lokalisation sowieso egal…heute hier, morgen dort und übermorgen…) haben Kinder einem auf dem Spielplatz spielenden Mädchen (10 Jahre) Verletzungen im Gesicht beigefügt. Schon unter Erwachsenen lassen derlei Handgreiflichkeiten am jeweiligen Verstand zweifeln. Bei gezielter Gewalt gegen den Kopf zum Beispiel, muss man mit anhaltenden Schädigungen rechnen, selbst wenn man nur „leicht zugehauen“ hat. Da kann wirklich alles passieren.

Schuld war hier  die Andersartigkeit der Hautfarbe, weswegen es im Vorfeld zu Beschimpfungen kam, was wiederum in einer Streiterei mündete.
Hin und wieder sind beschriebene Opfer zwar auch keine Unschuldslämmer, wenn es darum geht, eine Situation durch unbedachte und sogar provozierende Worte (weiter) anzufeuern, aber gefallen lassen muss man sich schließlich auch nichts (speziell bei rassistisch motiviertem Hintergrund). In manchen Situationen ist es jedoch besser, der Klügere zu sein, den eigenen Ärger darüber zu schlucken und unauffällig seines Weges zu gehen.

Was aber daraufhin abging ist mehr als erschreckend. Offenbar rottete sich im Anschluss eine Gruppe von weiteren minderjährigen Kindern zusammen, die sich nun gemeinschaftlich um das dunkelhäutige Mädchen „kümmerten“.

An dieser Stelle sei gesagt: Das Szenario spielt sich tagtäglich ab, egal, ob hell- oder dunkelhäutig, zwischen Mitgliedern fremder Kulturen oder Anhängern der eigenen. In jedem Fall ist es unfassbar.

Wie krank ist das denn?! Mit 10 Jahren hören andere noch Benjamin Blümchen und hier bündelt sich kriminelle Energie in einer Form, die an Übergriffe in U-Bahnen (u.a.) erinnern lässt, bei denen ohne Rücksicht auf Verluste gegen Kopf und Körper getreten wird.

Feige ist das und zeugt von unsäglich großer Dummheit, die traurig stimmt. Was soll daraus bloß werden? Selbst, wenn Verletzungen nicht gravierend wären…zu was sind die Täter beim nächsten Mal in der Lage?
Man muss nicht alles und jeden mögen, aber kann man in solch einem Fall nicht einfach aneinander vorbei gehen und sich dabei höchstens seinen Teil denken?

Was geht in den Köpfen vor? Woher kommt das nur?
Ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass es in den letzten Jahren zu einem deutlicheren Verfall der Sitten, des Anstandes und Respektes (man betrachte das Verhalten gegenüber Autoritätspersonen wie Lehrern oder Polizisten….wobei die auch gerne mal ihr Quäntchen für desolate Zustände beitragen…) gekommen ist. Auf allen Seiten!
Es gab schon immer Chaoten und früher wurde vielleicht auch mehr unter dem Deckmäntelchen des Schweigens gehalten, was bei der heutigen Omnipräsenz der Medien kaum noch möglich ist, und man darf natürlich auch nicht alle (Kinder und Erwachsene) über einen Kamm scheren, aber diejenigen, die derart auffällig werden, erscheinen immer brutaler und geistig teilnahmsloser bei ihren Taten.
Sie wirken abgestumpft, da berührt sie (fast) nichts mehr, da fehlt es an Gewissen und Reflexion bezüglich der Folgen des eigenen Handelns.
Ich glaube, dass sich heutzutage viele keine Gedanken darüber machen, was gegenwärtiges Tun an Auswirkungen für die Zukunft haben kann…für die anderer und für die eigene.
Konsequenzen? Was interessiert mich das Morgen?!

Ich male gern schwarz, aber das ist definitiv nicht von der Hand zu weisen.

Was gibt es aber auch für Konsequenzen?
Tagtäglich wird doch via Medien verbreitet, wie sich so mancher aus Justitias Armen zu winden vermag. Die Strafen sind lächerlich und am Ende war eh immer die Kindheit schuld.
Wo bleiben die Kontrollen? Am Steuer zu telefonieren ist verboten…wen interessieren aber die dafür vorgesehenen „Strafen“, wenn es keiner ahndet. So etwas stumpft doch ab!
Das System spekuliert auf die Eigenverantwortlichkeit eines jeden.
Was nur, wenn dieses Bewusstsein für sich und die Mitmenschen fehlt oder nur rudimentär ausgebildet ist…quasi als vorhandener, aber unnützer Wurmfortsatz betrachtet wird?
Da es sich um Minderjährige handelt, ist in diesem Fall strafrechtlich nichts zu erwarten.

Auf die Gefahr hin, dass mich nun ein paar supertolle, rosarot-sozial eingestellte und neue Erziehungslehren (Kinder dürfen alles! Keine Grenzen!) unreflektiert fressende Mitbürger an diesem Punkt womöglich steinigen wöllten:
Ich würde den Kindern eine Art Schocktherapie verordnen, in der sie auf Prügelopfer (freiwillig Aufklärungsarbeit leistend) treffen, bei denen solche sinnlosen Taten nicht spurlos vorübergangen sind. Vielleicht macht das Vis-à-vis den abstrakten Begriff „Konsequenz“ etwas greifbarer. Jeder der Täter müsste zudem einzeln auftreten, um ihnen das sichere Gefühl der Gruppendynamik zu entziehen.
Ähnlich wie beim Mobbing, schaukeln sich die Mittäter gegenseitig auf und möchten sich untereinander beweisen, um nicht selbst irgendwann auf der anderen Seite zu landen.
Je nach Ausmaß kann es sich bis zu einem regelrechten „Blutrausch“ auswachsen.
Wer kennt das nicht? Als Kind hat man doch auch herumalbern können, bis es eigentlich schon gar nicht mehr ging. Da kam immernoch etwas auf die Spitze oben drauf, obwohl das Thema eigentlich schon längst ausgereizt war. Keiner wollte nachstehen, keiner wollte der ausgelassenen Stimmung ein Ende bereiten.
Und dieses Gefühl des an sich als normal anzusehenden kindlichen Übermuts kann leider auch umschlagen und weniger erheiternde Züge annehmen.

Wer selber Gewalt erfahren hat (die „schlechte Kindheit“ ist aber kein Alibi für alles!), wer sich täglich mit Gewalt und Gedankenlosigkeiten in den Medien konfrontiert sieht, wer nie richtig gelernt hat, dass manches unwiederbringliche Folgen haben kann, wer mit sich selbst und seiner Gefühls- oder Gedankenwelt schon kaum etwas anfangen kann, der überschreitet die Schwelle des gewalttätigen Übermutes gegebenenfalls recht schnell und macht sich damit eigentlich nur seiner stummschreienden Hilflosigkeit Luft.
Oftmals sind Übergriffe nämlich lediglich Zeichen von eigener Ohnmacht gegenüber Dingen, die man gefühlt nicht beeinflussen kann, die aber unterschwellig in einem rumoren und gären. Was lange gärt, wird schließlich Wut.
Der Rest hat Langeweile, oder beides.

Im betreffenden Viertel des Vorfalls gibt es anscheinend einen hohen Ausländeranteil.
Der Anstieg der Zahlen an Fremden lässt viele zurückgezogen im Schutze ihrer Stuben grübeln. In sozialen Brennpunkten, wie man so schön sagt, ist jeder mit sich und seinem Leben beschäftigt. Da passt keine Störung im grauen Alltagstrott auf eingefahrenen Schienen, während irgendein Medium zum x-ten Male gezielt oder auch nur unfreiwillig die Ansichten der Konsumenten zu prägen versucht.

Oft mangelt es zudem an Integration der anderen Seite, weshalb sich viele vor den fremdländischen Gruppen fürchten. Vielleicht steigt außerdem in diesem Zuge noch die Kriminalitätsrate…dann ist das Misstrauen so groß, dass jeder Schritt der neuen Nachbarn überwacht und jede Geste ge- und missdeutet wird.

Es fehlt an dieser Stelle an Kommunikation, an Aufklärung, an einer harten Hand, die auch mal durchgreift, an sinnvoller Ablenkung, am Schaffen von Anreizen, seine Gedanken sinnvoll kanalisieren zu können und sich nicht in wilden Spekulationen und Verdächtigungen zu verlieren. Man muss ja nicht zwingend mit „den Anderen“ persönlich reden. Manchmal reicht es, wenn man seine Sorgen, Ängste und Bedenken jemandem Außenstehenden (professionell; Sozialarbeiter; gemeinschaftliche Treffpunkte) mitteilen kann.
Nichts ist schlimmer, als wenn man Ohnmachtsgefühl und Kummer in sich hineinfrisst, weil man niemanden hat, bei dem man sich die Seele freireden könnte.

Jede der Parteien muss aber daran arbeiten! Wie wirkt mein Auftreten, was könnte unnötig provozierend wirken, …?
Bezüglich der Rolle eines Opfers als reines Unschuldslamm:
Gerade in Fällen mit Fremdenhass als Motiv tragen die Betroffenen auch manchmal selbst zu ihrer misslichen Lage bei. Oder indirekt ihre gleichstämmigen Mitmenschen!
Macht sich die angsteinflößende oder kriminell agierende Gruppe halbwüchsiger Ausländer Gedanken darüber, dass ihr negatives Auftreten Folgen für ein dunkelhäutiges, zehnjähriges Mädchen haben kann?!
Der Mensch glaubt gern, was er sieht und neigt zur Verallgemeinerung. Die sind doch alle so!
Und so steigern wir uns in viele Dinge hinein, bis aus der Förderschnecke unseres vorurteilslastigen Gedankenkreisels ein Ballen stinkenden Auswurfes empor quillt.
Was tun? Zerschlagen wir es doch! Gibt es keine Alternative? Weiß nicht…

 

Die Menschen brauchen eine greifbare Perspektive, ein Gefühl für sich und andere, einen Zuhörer, neue Werte, Ablenkung vom Gedankenlabyrinth, rohe Kräfte ableitende Beschäftigung und mehr Respekt vor dem Leben!

Gewalt erzeugt wieder nur Gewalt.

Es ist egal, wer sich dabei die Köpfe einschlägt!