Schlagwort-Archive: Ellbogen

Ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt ODER: High Noon am Glühweinstand (04.12.2016)

 

Weihnachtliches Liedgut umspielt sacht die verwinkelten Gassen aus unzähligen Ständen und bunten Büdchen. Schneeflöckchen, Weißröckchen, wann kommst du geschneit?

Ein Lichtermeer aus abertausenden, heimelig funkelnden Lämpchen empfängt den Besucher, hüllt ihn ein in eine gülden schimmernde Aura.

Von weit oben her grüßt die stattliche, in ein Kleid aus unzähligen Sternenfunkeln gehüllte Rotfichte herab.

Der Duft von Bratwurst, Anisbonbons, süßen Lebkuchen und Kräppelchen kitzelt verlockend die Nase. Er macht uns schläfrig, satt, zufrieden und lässt uns in trügerischer Sicherheit umherwandeln.

Liebe Kindlein, gebt fein Acht!

Denn rings um uns herum lauert die Gefahr. Die nahenden Schwaden von heißem Glühwein sollten uns eine frühe Warnung sein, würden wir nicht unbeirrt und allzu gutgläubig, unbedacht Schritt um Schritt setzend, weiter darauf zu steuern.

Schon prasseln die ersten Kalorienbomben auf unsere Leiber hernieder, ein böser, gar wenig heiliger  Spiritus hält unsere Sinne gefangen, und ehe wir es uns  versehen, wird schon das schwache Fleisch gelockt, um es freundlicher- aber genauso auch gnadenloserweise von seinen monetären Lasten zu befreien (Taschendiebe inkludiert).

Gib also Acht, mutiges, schiebende und zerrende Massen teilendes Menschlein, spitze die Ellbogen und stähle deine breiten Schultern!

Es herrscht wieder Krieg! Am Glühweinstand.

Oh, du fröhliche, oh du besinnungslose….!

 

 

 


Wenn’s um die Wurst geht… (29.07.2015)

 

Habt ihr euch schon einmal auf eine Reise begeben, bei der der Durchschnittsmitfahrer bereits reichlich das Renteneintrittsalter überschritten hat?

Ich muss sagen….einmal Vollbad im Klischeesumpf würde ich sagen! Herrlich!

Da wird gedrängelt, werden spitze Bemerkungen halblaut dem Adressaten zugeraunt (beiläufig, als sollte er es nicht hören…aber laut genug, damit auch ja jede einzelne Silbe ankommt), oder die Ellbogengelenke in arthrotischer Starre zur Seite ausgestellt…alles im Kampf um die besten Plätze im Bus….und wehe, einer setzt sich mal anders hin, als gewünscht! Da ist das Tor zur Hölle aber ganz weit offen.

Der Obergau kommt aber noch! Nämlich dann, wenn es keine gratis Wienerwürstchen wie auf der Anreise gibt!!!

Oooh, mein Bob! Dann ist mit den Herrschaften entgültig nicht mehr gut Kirschen essen.

Der Reihe nach:

Auf der Hinreise zum Kreuzfahrtdampfer (Ostseerunde) gab es zur Begrüßung Käffchen und je nach gusto Wienerle oder Bockwurst. Gratis. Soweit, so gut.

Auf der Rückreise jedoch zuckte sich nichts. Sollte eigentlich auch logisch sein, schließlich handelte es sich hier sinngemäß nicht mehr um eine Begrüßungsgeste. Wie auch immer.

Auf einem Rastplatz fuhr uns jedenfalls ein Wohnwagen den linken Seitenspiegel um. Natürlich hatten die beiden Busfahrer in der Situation bessseres vor, als Würstchen aufzusetzen.

Da watschelte doch tatsächlich so ein oller Griesgram (ältere Dame) an unserem Quatschgrüppchen vorbei und stieß eine spitze Bemerkung in einem sagenhaft ietzigen Tonfall aus, wo denn bitteschön die Würstchen blieben. Anscheinend erhoffte sie sich rege Zustimmungslaute der Bejahung.

Wir waren ersteinmal etwas baff. Wir klärten die erboste Dame mit vereinten Kräften auf, dass die Fahrer wohl gerade andere Sorgen hätten.

Daraufhin gab sie zurück, dass schließlich nur einer am Herumschrauben wäre. Dass der andere Werkzeug zureichte, galt wohl in ihren Augen als nicht adäquate Beschäftigung. Natürlich kann man da noch nebenbei Würsteln warm machen, Sack Zement!!!

Das Spannende an solchen kleingeistigen Konflikten ist ja, das solche handlungsbestimmenden Protagonisten (alte Dame) niemals die eigentlichen Rezipienten (aka Delinquenten…..also die Busfahrer) persönlich auf ihr Problemchen (fehlende Gratiswurst) hinweisen würden, sondern lieber ihren Unmut zustimmungsheischend im breiten Volk (also unser Grüppchen) verstreuen.

 

Am Ende gab es doch Würstchen…gegen Bezahlung.^^ Ich hätte zu gern das Gesicht gesehen, als der zweite Busfahrer im Anschluss zur verdrückten Bockwurst mit dem Portemonaie herumging. Ich schätze, es war ein Bild für die Götter!

Naja, sobald irgendwo der kleine Finger gereicht wird (alias Begrüßungswienerle), wird die ganze Hand genommen (gratis Wiener for ever!!!).

 

Ich habe mich jedenfalls köstlich amüsiert. Mal sehen, ob ich noch ein Anekdötchen dieser Reise preisgebe. Die Unternehmung war schließlich eine Fundgrube für mich (Nörgler sind ja auch immer sehr unterhaltsam!).