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Monotonie in G-Moll (14.02.2016)

 

Der anlässlich zu Ehren einer gewissen amourösen Gefühlsregung, welche ganz offenbar nur an einem einzigen Tag im Jahr als sonderlich feierwürdig angesehen wird- man  betrachte einmal nüchtern die emporschnellenden Verkaufszahlen von Rosen oder herzchenförmigen Gebrauchsgegenständen und Nährmitteln- stattfindende und gleichsam alljährlich wohlwollend von der Industrie zum Zwecke der ausgeprägt gefühlsarmen, profitnährenden Ausschlachtung schamlos ausgenutzte Valentinstag kann darüber ganz und gar nicht hinwegtäuschen, was sich da heute Wetter schimpft.

Gern lasse ich mich davon überzeugen, dass es 1A zum Kuscheln liebeswütiger Ehrentagsbegeher taugt…..mehr aber auch nicht.

Ich bekam schon schlechte Laune, als ich meinen Blick nur für einen Bruchteil einer Sekunde aus dem Fenster in diese graue, tief verhangene Tristess schweifen ließ. Richtig schlimm wurde es, als ich im Augenblick geistiger Leere die Regentropfen beobachtete, wie sie sich langsam ziehend vom Balkongeländer lösten und völlig unmotiviert der Schwerkraft folgend auf den Holzplanken aufschlugen.

Tropf. Plitzsch. Tropf. Plitzsch.

Selbst der Rutsch durch intervernetzte Welten gestaltete sich überaus zäh. Die daraufhin leicht überdehnten Nervenstränge wurden mir daraufhin mit folgender Begründung entschuldigt: Das Plugin sei gerade „beschäftigt„.

Bitte was?!

Ich las mir zu meiner eigenen Sicherheit (verstehendes Lesen…) die aufgeploppte Meldung erneut durch. Ja, tatsächlich: Es war nicht etwa beschädigt oder sonst etwas. Nein! Es war schlicht beschäftigt.

Sack Zement! Es ist wohl gerade Käffchen trinken, oder was? Jetzt, wo ich gerade einmal im Internet unterwegs sein möchte?!

Im Schock brühte ich mir erst einmal einen frischen grünen Tee auf. Die darin enthaltenen Gerb- und Bitterstoffe mochten mir zur besseren „Verdauung“ dieser subtil Unverständnis auslösenden Botschaft gereichen.

Ich besann ich.

Vielleicht stellte sich alles nämlich auch komplett anders dar: Womöglich hockte dieses Plugin lediglich gemütlich in seiner Wohlfühllandschaft und kuschelte inniglich mit Cockie.

Happy Valentine‘ s day!*

 

 

* Bitte nicht allzu ernst nehmen…

 

 

 

 


Oktoberfestisierung (12.09.2015)

 

Jedes Jahr im September ein Déjà-vu:

 

Die Werbeprospekte überschlagen sich wieder deutschlandweit gegenseitig, was die Folklorisierung einer regionalen Festveranstaltung anbetrifft.

Da fliegen dem „Leser“ die Weißwürste, Haxen, Brezen und Knödel förmlich um die Ohren. Eine ganze Nation soll teilhaben dürfen an der weißblauen Bavarisierung.

Produkte des täglichen Lebens bekommen extra hierfür ein neues Gewand geschneidert. Pseudo-Dirndl und Fake-Lederhosen liegen wieder zur alljährlichen Konstümierung jenseits des Karnevals zum Verkauf bereit.

O’zapft is!

Gewürzte Grillhähnchen im Folienkleid heißen nicht mehr schnöde „Gewürzte Grillhähnchen“, sondern „Wies’n Hendl“. Das Gewürzgurkenglas trägt nun wahlweise ein Dirndl oder eine Lederhose. Und das profane Wienerle im Glas heißt plötzlich Saftwurstl.

Was da für ein Absatzmarkt generiert wird. (Fast) jeder möchte daran teilhaben dürfen und wenige wollen wahrhaben, dass das eine billige Konsummasche ist. Die Authentizität geht jedenfalls mindestens drauf dabei.

Da legts di nieder.

Und was das Oktoberfest selbst angeht: Was früher vielleicht noch Scharm versprüht haben mag (ich kenne mich da leider nicht aus), ist heute an vielen Ecken ein Moloch aus Geldgier, Profitsucht und „Ich war dabei!!!„.

Keine Ahnung, ob das den Geist des Volksfestes von 1810 noch trifft. Aber solange es den Massen (inklusive der Ableger im ganzen Lande…haben andere Regionen keine EIGENEN Ideen?) gefällt und diese ihr Portemonaie freiwillig schröpfen lassen wollen… Mir würde das Wiesn-Hendl bei den feilgebotenen Preisen jedenfalls im Halse stecken bleiben. Da würde auch eine eilig hinterhergegossene Maß Bier zum Preis eines ganzen Bierfasses ohne Boden nicht mehr helfen.

 

Aber wie immer gilt: Leben und leben lassen. Wer seine Freude daran hat…dem möchte ich diese auch nicht vergrämen. Kommerz hin oder her.

 

 

 


24.9.2014

Mahnend werden wir seit August bei unseren Einkäufen daran erinnert:

Bald ist Weihnachten!

Ein bisschen tun mir die ganzen schokoladigen Kerlchen im Regal leid, weil die Kundschaft ihnen (noch) beflissentlich die braungebrannte kalte Schulter zeigt. Ich möchte da nicht so wie bestellt und (tatsächlich) nicht abgeholt herumstehen müssen…

 

Na, eigentlich schon alle Geschenke dafür zusammen?

 

Oh, du fröhliche, oh du selige,

gnadenbringende Kommerzzeit!

 

Naja, ein bisschen Gnadenfrist haben wir ja alle noch. Da fällt noch genug buntes Laub von den Bäumen, fließt noch genug Wasser die Elbe herunter und fällt vielleicht noch die ein oder andere Schneeflocke vom Himmel.

Weihnachten ist an sich eine schöne Zeit, wenn bei Spaziergängen aus den Fenstern warmes, heimeliges Licht fällt und die Menschen einem gewissen Hang zum Kitschigen verfallen. Man sollte aber eben tunlichst vor allem in der heißen Endphase die Einkaufstempel meiden…es sei denn, man fühlt sich im gehetzten Gedränge (Seit wann ist denn bekannt, wann Heiligabend ist?! Ich brauche doch noch schnell was für die Lieben.), gruseliger Weihnachtsdudelei (Last Christmas…*schauder*) und schreiender Frohe-Weihnachten-!!!!!-Deko wohl.

 

Aber erst einmal ist sowieso noch der Nikolaus dran.

 

Schon alle Geschenke zusammen?